Philosophie und Religion

Welchen Zweck erfüllt denn eine gesunde Biosphäre noch, wenn es keine Menschen mehr gibt?

Denselben Zweck, den sie erfüllte, bevor es uns gab.

Wir Menschen sind so von uns selbst eingenommen, dass wir uns völlig in den Mittelpunkt stellen und andere Lebensformen nur danach bewerten, inwiefern sie uns – beziehungsweise den „Kindern unserer Kinder“ nützlich sind (=menschenzentrierte Sichtweise).

Ähnlich haben wir früher das Universum gesehen, mit der Erde im Zentrum. Es dauerte ganz schön lange, bis wir einsehen konnten, dass unser Planet nur als einer von vielen um einen Stern kreist, der nur einer von vielen in einer Galaxie ist, die auch nur eine von vielen im Weltall ist.

Bei einer erdzentrierten Sichtweise erweist sich der Homo sapiens als eine Lebensform unter vielen Zehntausend in der Biosphäre. Wir sind in vieler Hinsicht außergewöhnlich, doch dasselbe gilt auch für viele andere Lebewesen, mit denen wir diesen seltenen, wundervollen Planeten teilen.

Wenn wir endlich die Biosphäre dieses Planeten als Ganzes ins Blickfeld nehmen und den eigenständigen Wert jeder Lebensform anerkennen, dann fängt die Idee von unserer freiwilligen Auslöschung an, Sinn zu ergeben.

Wird das Aussterben der Menschheit alle Probleme der Erde lösen?

Unser Aussterben wird nur dann alle Probleme der Erde lösen, wenn wir auf dem Weg zu unserer endgültigen Auslöschung neue Prioritäten setzen. Damit sich die Natur möglichst vollständig von uns erholen kann, sollten wir (so lange wir noch hier sind) das Wohlergehen der Erde in den Mittelpunkt aller unserer Aktivitäten stellen.

Sicherlich ist die Zahl der Menschen nicht allein ausschlaggebend für das Maß der Umweltzerstörung, das sie anrichten – um ein Ökosystem zu vernichten, genügen ein paar wenige von uns. Es kommt also immer noch auf unser Verhalten an, und nicht nur auf unsere Anzahl! Wir wollen auf keinen Fall denjenigen, die aufgrund unserer Argumentation auf weiteren Nachwuchs verzichten, einen Freibrief zu einer umweltfeindlichen Lebensweise erteilen – wir sind eine Umweltschutzorganisation und rufen zu einem in jeder Hinsicht verantwortungsvollen Umgang mit der Natur auf. „Konventionelle“ Umweltschutzmaßnahmen wie Energiesparen und Recycling halten wir keineswegs für sinnlos, sondern für dringend notwendig – nur sind wir überzeugt, dass wir damit die Erde nicht retten können.

Ach ja - der Witz ist zwar nicht mehr der Neueste, aber immer noch gut: Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: „Du siehst aber schlecht aus, bist Du krank?“ „Ja, leider. Ich habe Homo Sapiens.“ Tröstet ihn der andere: „Oh, du Armer. Aber keine Sorge, das vergeht wieder.“

Wie wird sich die Welt verändern, wenn unsere Zahl zurückgeht?

Alles Lebendige auf dieser Erde wird von einer verbesserten Bevölkerungsdichte profitieren. Das Versprechen von der Fülle des Lebens wird kein Wunschdenken mehr bleiben.

Ein Mangel an Ressourcen ist nichts anderes als ein Überhang an Konsum – je geringer unsere Zahl, desto größer könnte unser materieller Wohlstand sein. Mehr Gerechtigkeit bei der Ausbeutung und Verteilung der Rohstoffe dieser Erde wäre in jedem Falle erstrebenswert, und dieses Ziel ließe sich desto leichter verwirklichen, je weniger Menschen sich den Globus und alle seine Ressourcen teilen müssen.

Kinder würden mehr respektiert und besser versorgt, wenn es weniger von ihnen gäbe. Die entsetzlich hohe Zahl von Kindern, die jeden Tag an Mangelernährung sterben, ließe sich auf eine dunkle Seite im Geschichtsbuch reduzieren.

Die Wohnsituation würde sich zum Besseren wenden, ohne dass mehr Häuser gebaut werden müssen. Wenn wir aufhören, der Natur mehr zu entnehmen, als sie nachproduzieren kann – dann erst wird eine nachhaltige Zivilisation möglich sein.

Der Gewinn der Natur aus unserem Rückzug wird auf lange Sicht noch ungleich höher sein. Wenn weniger Menschen eine bestimmte Region besiedeln, dann nehmen sie weniger Einfluss auf die Lebensräume von Tieren und Pflanzen. Die Natur wird sich erholen, wenn Städte schrumpfen und Grünflächen sich ausdehnen. Schließlich werden auch weniger Arten aussterben, wenn Lebensräume wieder saniert und unter Naturschutz gestellt werden.

Je eher wir aufhören, immer mehr von der Biosphäre zu verbrauchen, desto mehr Tier- und Pflanzenarten werden bis zu unserem Abgang überleben. Unser Ziel sollte es sein, eine möglichst gesunde Erde zu hinterlassen.

Wir laden Sie und Euch dazu ein, die Gedanken ein bisschen schweifen zu lassen. Wie es wohl wäre, unter den letzten Menschen auf der Erde zu sein?

Einige von uns werden vielleicht den Tag erleben, an dem die Weltbevölkerung ihren Höchststand erreicht (Prognose des IIASA ca. 9 Milliarden im Jahr 2070). Doch keiner von uns wird noch da sein, wenn es wieder weniger als sechs Milliarden Menschen gibt. Davon können wir also nur träumen.

Hinter den Links bei dem obigen „Aussterbens“-Knopf verbergen sich weitere Szenarien für unser langsames (oder rasches) Aussterben. Der Letzte macht dann das Licht aus.


Wie wird eine Erde ohne Menschen aussehen?

Der Mensch ist erdgeschichtlich gesehen eine sehr junge Gattung. (Anm. d. Red.: Neuen Forschungen zufolge sind Schimpansen und Bonobos ebenfalls der Gattung Homo zuzurechnen). Das Leben entwickelte sich viele Tausend Millionen Jahre lang, ohne dass es vergleichbare Wesen gab.

Dennoch wird der Planet nach uns nicht mehr derselbe sein, selbst wenn wir morgen alle verschwunden sein sollten. Die globale Aussterberate liegt heute in etwa so hoch wie zu der Zeit, als die Dinosaurier ausstarben. Je eher wir uns massiv zurückziehen, desto mehr Tier- und Pflanzenarten werden Bestand haben und die Geschichte des Lebens nach uns fortsetzten. [Hier habe ich einen Abschnitt ausgelassen – fand ich zu spekulativ].Vielleicht sind die Spuren, die der Homo sapiens in den letzten 10.000 Jahren hier hinterlassen hat, in ein paar Hundert Millionen Jahren kaum noch aufzufinden.

Tschernobyl, wo sich im Jahr 1986 das bisher verheerendste Atomunglück der Welt ereignete, zeigt heute exemplarisch, wie die Natur eine vom Menschen verlassene Region zurückerobert.

Ist es überhaupt möglich, die Menschheit auszurotten?

Unser Aussterben ist nicht nur möglich, sie ist sogar recht wahrscheinlich: Schließlich sind im Laufe der Erdgeschichte viele Milliarden Arten gekommen und gegangen. Doch werden genug von uns das notwendige Gespür erlangen, um unseren gegenwärtigen Kurs – der auf eine unfreiwillige Auslöschung unserer Art hinausläuft - noch umzukehren?

Wir können nur darauf hoffen, und unseren Teil dazu beitragen.

Die Alternative klingt nicht sehr spaßig.

Der Erfolg unserer Sache wäre die Krönung aller menschlichen Errungenschaften.

Ist Überbevölkerung nicht eher ein Symptom des Problems, als die Ursache?

Manche sagen: „Die Überbevölkerung ist ein Symptom unserer fundamentalen Probleme – sie ist nicht deren Ursache“.

Das heißt: Nicht die Erde hat Probleme, weil es zu viele Menschen auf ihr gibt, sondern wir haben Probleme – und deswegen gibt es zu viele Menschen auf der Erde.

Diese Argumentation läuft in etwa auf die folgenden Begebenheiten hinaus:

Es gibt kaum noch frische Luft zum Atmen für unsere Kinder – ein Grund, mehr Kinder zu (er-)zeugen?!?

Oder: „Ich bin arbeitslos, obdachlos, und schwer krank...da sollte ich mir einen Erben zulegen, um all dies mit ihm zu teilen!“

Nein, im Ernst: unser größtes Problem – die Zerstörung der Biosphäre – ist zweifellos vielmehr ein Symptom als eine Ursache unserer übermäßigen Vermehrung.

Doch auch der umgekehrte Fall kommt vor: Manche unserer menschlichen Probleme können tatsächlich zu einer erhöhten Geburtenrate führen, beispielsweise mentale Probleme wie gedankenlose Anpassung an geltende Normen und massive (öffentliche!) Leugnung von Tatsachen.

Auch Probleme wie hohe Kindersterblichkeit, mangelhafte Versorgung alter Menschen, niedriger Status der Frau und damit verbunden ihr Verlust an reproduktiver Freiheit tragen signifikant zu hohen Geburtenraten bei. Ein Überschuss an Menschen verschlimmert gerade diese Probleme noch... ein Teufelskreis stellt sich ein, in dem Ursache und Wirkung nicht mehr zu unterscheiden sind.

Im Gegensatz dazu wäre das freiwillige Aussterben der Menschheit ein positiv motivierter, segensreicher Tugendkreis, der Lösungen und Vorteile für alle Probleme hervorbringt. DIE BEWEGUNG ist sowohl ein „Symptom“ erhöhten Bewusstseins als auch weitere „Ursache“ für noch weiter wachsendes Bewusstsein.

Ob unsere Probleme nun Ursache oder Wirkung sind, wir können sie leichter lösen, wenn wir weniger werden.

Sind die Religionen verantwortlich für die Überbevölkerung?

Alle großen Religionen enthalten Warnungen vor unverantwortlicher Vermehrung. Viele Kirchen ignorieren diese Warnungen und betonen die protanalistischen Aspekte ihrer Lehre. Vielleicht steckt dahinter – unbewusst – letztlich die Motivation, die eigene „Herde“ zu vergrößern?

Die Bibel sagt: Seid fruchtbar.

Sehr häufig wird in diesem Zusammenhang 1. Mose 1,28 zitiert, wo Gott zu Adam und Eva spricht: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“

Von Anbeginn haben wir das Gebot befolgt, wir waren fruchtbar und haben uns vermehrt – und nun ist die Erde überfüllt mit Menschen. Eine herausfordernde Frage an alle Christen: Gilt ein Gebot, das bereits erfüllt ist, über diesen Zeitpunkt hinaus?

„Machet euch die Erde untertan“ – das bedeutet auch eine große Verantwortung, die Schöpfung zu bewahren. Dass wir zahlreiche Arten ausrotten, widerspricht sicherlich dem göttlichen Gebot.

Übrigens ist der Mensch nicht das einzige Geschöpf, das sich „mehren und die Erde füllen“ soll: In 1. Mose 1,22 sagt Gott dasselbe zu den Tieren des Wassers und den Vögeln.

Den Segen der Fruchtbarkeit spricht der HERR den Menschen zu, solange sie noch im Paradies leben. Wie wir alle wissen, sündigte der Mensch, und konnte fortan nicht im Garten Eden bleiben. Seither trennt die Sünde den Menschen von Gott, von seinen Mitgeschöpfen, und von seinen Mitmenschen. Die Vertreibung aus dem Paradies geht mit dem Fluch der Eva einher (1. Mose 3, 16): „Und zum Weibe sprach er: Ich will Dir viel Mühsal schaffen, wenn du schwanger wirst; unter Mühen sollst du Kinder gebären.“

Die Bibel berichtet, dass Jesus am Kreuz gestorben ist, um den Menschen mit Gott zu versöhnen und uns aus allen Zwängen und Flüchen zu lösen. Der Gottessohn lebte als wahrer Mensch auf der Erde – und blieb kinderlos. Folgen wir Seinem Beispiel.

Es fällt auf, dass die christlichen Kirchen, und insbesondere Freikirchen, auch 2000 Jahre nach dem Erscheinen des Messias sehr stark dem alttestamentarischen Denken verhaftet sind, in dem Kinderreichtum als besonderer Segen gilt. Im Neuen Testament finden wir dazu keine Entsprechung, Kinder und Fortpflanzung werden eher selten erwähnt. Gleichen unsere Kirchen in dieser Hinsicht nicht vielmehr den heidnischen Fruchtbarkeitskulten!?!

Jesus liebte Kinder, aber er hatte selbst keine leiblichen Nachkommen, und er ruft auch seine Jünger nicht ausdrücklich zur Familiengründung auf. Stattdessen erteilt er uns den Missionsbefehl: „Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker“ (Matthäus 28,19). „Fruchtbar sein und sich mehren“ können Christen auch ohne leibliche Fortpflanzung – indem wir Menschen für das Reich Gottes gewinnen, die unabhängig von uns geboren sind. [Generell ist es effektiver, eine bestimmte Lebensüberzeugung durch Meme (Austausch von Gedankeninhalten) als durch Gene (biologische Erbinformation) weiterzugeben.]

Die Bibel weiß auch schon um die Grenzen des Wachstums:

„Weh denen, die ein Haus zum andern bringen und einen Acker an den andern rücken, bis kein Raum mehr da ist und sie allein das Land besitzen!“ (Jesaja 5,8)

Gott mahnt uns, für bereits vorhandene Kinder (Waisen) zu sorgen, anstatt nur an die eigene Fortpflanzung zu denken.

In einigen wenig bekannten Bibelstellen spricht der HERR einen besonderen Segen über die Kinderlosen:

„Rühme, du Unfruchtbare, die du nicht geboren hast! Freue dich mit Rühmen und jauchze, die du nicht schwanger warst! Denn die Einsame hat mehr Kinder, als die den Mann hat, spricht der HERR.“ (Jesaja 54,1)

Wenn Jesus bald wiederkommt, dann ist es nicht an der Zeit, neue Menschen in die Welt zu bringen.

Jesus spricht von diesen letzten Tagen: „Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in der man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht genährt haben.“ (Lukas 23,29) Viele Christen sind überzeugt, dass wir bereits in der Endzeit leben.

Der Apostel Paulus vergleicht unsere irdische Existenz mit der eines Hauses:

„...wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel....solange wir im Leibe wohnen, weilen wir fern von dem Herrn. Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, den Leib zu verlassen und daheim zu sein bei dem HERRN“ (2. Korinther 5,1-8)

Das Ewige Leben, von dem die Bibel spricht, ist nicht an diese Erde gebunden. Die Auslöschung der Gattung Mensch von diesem Planeten bedeutet für Christen nicht das Ende der Menschheit.

Meine Kirche lehnt Verhütungsmittel ab

Die Bibel gibt uns keine Anweisungen bezüglich Verhütung und Abtreibung. Sie überlässt es in diesem Bereich also dem einzelnen Gläubigen, sein Leben entsprechend dem Willen Gottes zu gestalten. Vermutlich geht die katholische Kirche in Ihrer Schrift „humanae vitae“ von dem Ideal des zölibatären (sexuell enthaltsamen) Lebensstils aus. Dieser gilt für alle katholischen Priester und Amtsträger, bis hin zum Papst. Paulus sagt jedoch: „Ich wollte zwar lieber, alle Menschen wären, wie ich bin, aber jeder hat seine eigene Gabe von Gott, der eine so, der andere so. Wenn sie sich aber nicht enthalten können,sollen sie heiraten; denn es ist besser, zu heiraten als sich in Begierde zu verzehren. (1. Korinther 7,7+9). Paulus hätte sicher nichts gegen Verhütungsmittel gehabt – er brauchte schlichtweg keine (ja, es gab damals schon Kondome aus Schafdärmen).

Mit dieser Lehre hat die katholische Kirche unendliches Leid über Millionen von Menschen gebracht, denen die Gabe der Enthaltsamkeit fehlt. Die Leidtragenden sind nicht nur Mütter, deren Leben und Gesundheit durch 10 und mehr Schwangerschaften hochgradig gefährdet ist, sondern vor allem die Millionen unterversorgter Kinder – zum Leben verurteilt in einer Welt, die sie nicht aufnehmen kann.

Übrigens gilt nur ein Wort des Papstes „ex cathedra“ als unfehlbar verkündete Lehrentscheidung. Kein Papst hat bisher die Empfängnisverhütung „ex cathedra“ verboten, also gilt für die Schrift „humanae vitae“ (1968) nicht das Dogma von der Unfehlbarkeit.

Die Sonne wird nur noch ein paar Milliarden Jahre glühen, dann ist sowieso Schluss hier. Wozu sich überhaupt aufregen?

Zeit ist relativ. Wir werden alle eines Tages sterben – zählt da überhaupt, wie es uns in der Zwischenzeit ergeht?

Die Erde hat anscheinend die Hälfte ihrer Lebensspanne von 5.000.000.000 Jahren durchlaufen. Wenn wir uns klarmachen, dass wir erst seit 100.000 Jahren Homo sapiens sind, und jeder einzelne von uns kaum 100 Jahre zu leben hat, dann kann auch dies eine Ewigkeit sein.

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