Savane africaine

ÖKOLOGIE

Ist Elternschaft schlecht für das Ökosystem Erde?

„Kinder zu haben, ist das höchste Glück auf Erden“. Diese Botschaft wird uns in unzähligen Varianten vermittelt, damit sind wir aufgewachsen. Dass die Gesellschaft Erziehungsarbeit nicht unbedingt wie erwartet honoriert, ist eine Sache. Dass die Verbreitung und Vermehrung des Menschen immense Auswirkungen auf die Umwelt hat, eine andere.

Einige VHEMT-Freiwillige und Unterstützer sind selbst Eltern, die erst später zu der Erkenntnis gekommen sind. Doch die Vergangenheit ist Geschichte. Es geht hier um die Zukunft des Lebens auf der Erde – und diese hängt von der zukünftigen Entwicklung der Weltbevölkerung ab.

Sich weiter zu vermehren, ist der größte Schaden, den der Mensch dem Ökosystem Erde zufügen kann. Nun wäre es theoretisch denkbar, an dieser Stelle Mütter und Väter als „Umweltsünder“ für die schlechten Zukunftsaussichten unserer Erde anzuklagen. Doch das unsägliche Geschrei so mancher „kinderfrei“ -Webseiten liegt VHEMT-Freiwilligen und Unterstützern fern. Wir wollen durch Liebe und Logik die Herzen der Menschen für unser Anliegen erreichen.

Tausende bereits geborene Kinder brauchen ein liebevolles Zuhause. Wer den übermächtigen Wunsch und die Veranlagung zur Elternschaft verspürt, sollte sich nach Möglichkeiten zur Aufnahme von Pflege- oder Adoptivkindern erkundigen. Vormals vernachlässigten, vielleicht sogar „ungewollten“ Kindern eine Lebensperspektive zu bieten, darauf dürfen verantwortungsbewusste „Eltern“ dann auch zu Recht stolz sein.

Wer immer zur VHEMT-Erkenntnis gekommen ist und Kinder erzieht, sollte die junge Generation zum verantwortlichen Umgang mit der eigenen Fruchtbarkeit anhalten. Uns ist natürlich bewusst, dass wir die Wiederherstellung einer gesunden Umwelt nicht mehr erleben werden. Um so wichtiger, dass wir möglichst viele junge Menschen erreichen, die eines Tages unsere Arbeit fortsetzen. Dazu brauchen wir nicht eigens Kinder zu (er-)zeugen – das wäre natürlich kontraproduktiv.

Ist der Mensch die wichtigste Spezies der Erde?

Wir sind sicherlich die mächtigste. Wir haben die Macht und die Wahl, diesen Planeten zu zerstören – oder die Natur wieder sich selbst zu überlassen. Unsere Entscheidungen wirken sich stärker aus als die irgendeiner Tierart. Somit kann man den Menschen mit einem gewissen Recht als die wichtigste Spezies bezeichnen.

Nähern wir uns dem Thema jedoch von einer anderen Seite und fragen, wie gut die Erde wohl ohne uns zurechtkäme, dann sieht die Sache anders aus. Je höher eine Art in der Nahrungskette steht, desto unwichtiger ist sie für das Überleben der anderen Kettenglieder. Der Mensch hat sich im Prinzip aus der Nahrungskette ausgeklinkt – die Natur braucht uns nicht.

Mikroskopisch kleine Bakterien, die in Termitendärmen siedeln, sind für die Aufrechterhaltung des Ökosystems Erde wichtiger als der Homo sapiens. So einzigartig wir auch sein mögen, im Blick auf die Biosphäre sind wir offenkundig verzichtbar.

Nun gibt es zwar ein paar Dutzend Arten, die ausschließlich den Menschen besiedeln und mit uns aussterben werden. Tragisch, aber unvermeidlich. Nun, die Filzlaus ist nicht gerade unser Lieblingstier, und von den Milliarden Milben und Mikroben in und auf unserem Körper bekommen wir kaum etwas mit. Trotzdem ist jede Spezies einzigartig und trägt zur Vielfalt des Lebens bei.

Gehört der Mensch denn nicht auch zur Natur?

Rühren nicht alle Umweltprobleme daher, dass sich der „zivilisierte“ Mensch weitgehend der Natur entfremdet hat? Vielleicht hilft uns die folgende Checkliste, wieder ein Gefühl für den uns zustehenden Platz in der Biosphäre zu entwickeln.

Welches könnten unsere „ökologischen Nischen“ sein?

Noch immer klammern sich viele von uns an die seltsame Vorstellung, der Mensch sei „Teil der Natur“. Vielleicht stimmt das sogar, je nachdem wie man „Teil“ definiert.

Ein über lange Zeiträume ausgeglichenes Ökosystem lässt sich als „dynamische Symbiose“ beschreiben. Darin kommen drei Arten von Wechselwirkungen zwischen den beteiligten Spezies zum Tragen: mutualistische, kommunalistische und parasitäre. Mutualistisch bedeutet: beide Organismen ziehen Vorteile aus der Beziehung. Kommunalistisch bedeutet: die Beziehung hilft keinem, schadet aber auch keinem. Eine parasitäre Beziehung hilft dem einen und schadet dem anderen.

Ist der Mensch nun Teil der Natur, wie eine Sägemühle Teil des Waldes ist? Oder wie ein Farmer Teil der Farm ist? Wir könnten auch Teil der Natur sein, wie es beispielsweise der Otter ist: Seeigel fressen und selbst vom Hai gefressen werden.

Einst waren wir wie der Otter Teil des Ökosystems. Dann entwickelten wir die Landwirtschaft und wurden zum Parasiten: wir leben von der Ausbeutung der Natur – doch wir geben nichts zurück.

Aus dem Fossilienbefund wissen wir: sobald der Homo sapiens einen neuen Kontinent betrat, folgte ein eine Aussterbewelle nie gekannten Ausmaßes. Das ist an sich kein ungewöhnlicher Vorgang: exotische Eindringlinge stören meistens das vorhandene Ökosystem, und da bilden wir keine Ausnahme.

Im philosophischen Sinne mag die These vom Menschen als Teil der Natur sicher eine gewisse Berechtigung haben. Doch fragen wir uns einmal im Alltag: „Was von dem, was ich heute gemacht habe, ist denn Teil der Natur?“, dann kommt die traurige Wahrheit recht schnell ans Tageslicht.

Ist Überbevölkerung nicht nur ein Problem der Verteilung?

Richtig ist, dass in manchen Regionen dieser Erde die Menschen dicht gedrängt leben, während andere Gegenden beinahe unbewohnt sind. Doch wie definiert man eigentlich „unbewohnt“? Nur weil wir keine Häuser und Menschen sehen, ist ein Landstrich noch lange nicht unbewohnt!

Acker- und Weideland ist „bewohnt“, ebenso Militärbasen und Waffenlager. Sekundärwälder sind im Grunde genommen nichts anderes als bewirtschaftete Baumpflanzungen zum Nutzen des Menschen. Dort wächst oft kein Gras mehr. Lassen wir nur Regionen als unbewohnt gelten, in denen der menschliche Einfluss auf die Ökologie nicht mehr messbar ist, dann werden wir auf unserem Globus nicht mehr viel davon finden.

Die Annahme, wir müssten uns nur besser über die Erdoberfläche verteilen, wäre naiv. Ein Mensch braucht mehr als nur ein paar Quadratmeter, auf denen er sich breitmachen kann. Er benötigt sauberes Wasser, Nahrung, und Energie. Und ob wir es nun wahrhaben wollen oder nicht, wir brauchen auch weiträumige, vom Menschen unbewohnte Wildnisregionen.

Großstädte mit dicht gepackten Menschenmassen sind zunächst einmal ökologisch sinnvoller, als wenn wir uns gleichmäßig über das ganze Land verteilen – so bleibt mehr Raum für die Natur übrig. Doch die Freude währt nicht lange, denn leider strecken solche Zentren ihre Tentakeln aus, sie benötigen ständig Nachschub aus ländlichen und naturnahen Regionen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der von dem kanadischen Professor William Rees geprägte Begriff des „Ökologischen Fußabdrucks“. Mit dem einfachen Quiz der Initiative „Redefining Progress“ können Sie Ihren persönlichen „Fußabdruck“ näherungsweise berechnen (auch auf deutsch).

Dieser ökologische Fußabdruck hat viel mit Konsum zu tun – und Fortpflanzung vervielfacht den Konsum. Addieren Sie deshalb für jedes Ihrer leiblichen Kinder 50% zu Ihrem Fußabdruck. Adoptivkinder, Pflegekinder oder Stiefkinder brauchen Sie dabei nicht zu zählen.

Wenn sich unsere Bevölkerungsdichte „verbessert“ (im Sinne der Umwelt), entfällt der Zwang, natürliche Ökosysteme in Agrarland, Industriegebiete, Wohnsiedlungen und Freizeitparks zu verwandeln.

Sehen Sie sich doch mal die Erde bei Nacht an. Nur wenige Gebiete sind noch unbewohnt.


Regelt Mutter Natur die Bevölkerungsdichte nicht ganz von alleine?

Als der holländische Abenteurer Jacob Roggeveen am Ostersonntag des Jahres 1722 auf der Insel Rapa Nui landete, fand er etwa 2.000 Menschen vor. Kein Baum oder Busch war höher als 3 Meter. Auf der ganzen Insel gab es keine Fledermäuse, keine Vögel, keine Eidechsen und keine Schnecken. Hühner waren die einzigen Haustiere. Beim Bootfahren war man mehr mit dem Wasserschöpfen als mit dem Paddeln beschäftigt—es gab kein Boot ohne Leck. Nun, die sogenannte „Osterinsel“ hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.

Die Analyse von Bohrkernen und Komposthaufen zeigte ein Drama auf, das sich heute im globalen Maßstab abspielt. Wie die Insulaner Rapa Nui nicht verlassen konnten, können wir die Erde nicht verlassen.

Um das Jahr 400 n. Chr. landete ein Grüppchen Polynesier auf einer paradiesischen Tropeninsel. Innerhalb eines Jahrhunderts begannen sie mit der Errichtung der berühmten Moai (Felsstatuen), um die sich heute zahlreiche Mythen ranken. Erich von Däniken vermutet Besucher aus dem All als Erbauer – Menschen könnten es ja wohl kaum gewesen sein, so völlig ohne Material!

Vor der Ankunft der ersten Menschen hatte sich über einen Zeitraum von mindestens 30.000 Jahren ein artenreiches Ökosystem mit hohen Palmen auf Rapa Nui entwickelt. Der exotische neue Eindringling erkannte sofort, dass die Palmen wie gemacht waren für seine Kanus, mit denen er von da den Schweinswal (Tümmler) jagte. Um das Jahr 800 war der Waldbestand schon stark dezimiert, und um 1400 war die Palme ausgestorben. Die höchste Bevölkerungszahl mag bei 20.000 Menschen gelegen haben.

Stellen wir uns vor, wie der letzte Baum für ein Kanu gefällt wurde. Irgend ein paar radikale Öko-Fundis verbreiten Weltuntergangsstimmung, weil zukünftige Generationen ja nun keine Kanus mehr bauen könnten. Etwa ein Drittel der täglichen Nahrung bestand aus Schweinswal, und dieser ließ sich nur mit Hilfe riesiger Kanus fangen. Baumstämme dienten auch zum Abtransport der Stauten aus den Steinbrüchen. Jeder Clan schuftete aus Leibeskräften, man wollte ja schneller sein als die Nachbars!

Allem Anschein nach zerfiel die Kultur der Osterinsulaner rasch—in den Steinbrüchen wurden herumliegende Werkzeuge und halbfertige Statuen gefunden. Unser Wissen um das „Rätsel der Osterinsel“ bleibt lückenhaft, es wird heftig über Zeiten des Kannibalismus auf Rapa-Nui diskutiert. Heute beleidigt man sich auf Rapa Nui mit dem Spruch „Mir steckt noch Deine Großmutter zwischen den Zähnen“.

Auf anderen Pazifik-Inseln hielten Bräuche wie Menschenopfer und Kriege mit den Nachbarinseln die Bevölkerung auf einem stabilen Niveau. Diesen grausigen Regulationsmechanismus der Natur könnte man als „Todeskontrolle“ bezeichnen. Zum Glück verfügt unsere moderne Zivilisation über eine Alternative : die Geburtenkontrolle.

„Da der Mensch zur Massenauswanderung in das Weltall unfähig ist – die Raketen müssten im Sekundentakt starten - ist es doch eine einfache, logische Wahrheit, dass unkontrollierte Geburtenraten zwangsläufig zu grauenhaft erhöhten Todesraten führen müssen. Kaum zu glauben, dass manche politischen und geistlichen Führer so blind für diese einfache Wahrheit sind, dass sie ihren Nachfolgern die Verwendung effektiver Verhütungsmethoden verbieten. Sie propagieren statt dessen „natürliche“ Methoden zur Begrenzung der Bevölkerungszahl, und eine „natürliche Methode“ werden sie auch bekommen. Gemeinhin nennt man sie Hungertod.

aus: Richard Dawkins, The Selfish Gene

Warum sollen wir aussterben und nicht nur unsere Zahl auf ein erträgliches Maß reduzieren?

Die englische Homepage unterscheidet zwischen VHEMT-Unterstützern (supporters) und Freiwilligen (volunteers): Supporter befürworten das letztgenannte Ziel, während Volunteers die vollständige und endgültige Auslöschung der Menschheit für den einzig sicheren Weg halten, ein erneutes Anwachsen auf die heutige Dichte zu verhindern. Die Redaktion der deutschen Website betrachtet diese Unterscheidung als sekundär.

Machen wir uns eines klar: ein einziges exotisches Brutpärchen genügt, um ein Ökosystem so massiv zu stören, dass einheimische Arten aussterben. Wir—der Mensch—haben uns praktisch zu einem solchen exotischen Eindringling in der Biosphäre entwickelt. Wir vertragen uns nicht mehr mit den undomestizierten (wilden) Lebensformen.

Die Vorstellung unseres eigenen Aussterben kann uns vielleicht besser bewusst machen, was die Auslöschung von Millionen anderer Arten bedeutet. Mit dem „hakennasigen Dickicht-Stinktier“ oder der „hasenohrigen Baumratte“ wird sich niemand von uns so ohne weiteres identifizieren. Aber fallen uns ähnlich unsympathische Exemplare nicht auch innerhalb unserer eigenen Spezies ein?




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